Recklinghausen

Die Kreisstadt Recklinghausen (westfälisch Riäkelhusen) liegt im Ruhrgebiet, im Nordwesten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Sie ist die einzige Großstadt und gleichzeitig Sitz des bevölkerungsreichsten deutschen Landkreises, des Kreises Recklinghausen im Regierungsbezirk Münster. Recklinghausen ist in der Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen, Teil der Metropolregion Rhein-Ruhr und bundesweit für die alljährlichen Ruhrfestspiele bekannt.

 

Um etwa 800 aus einem karolingischen Königshof entstanden und 1017 erstmals unter „Ricoldinchuson“ erwähnt, war die Stadt (Stadtrechte 1236) seit ca. 1180 Sitz sowie politischer, kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt des Vests Recklinghausen, aus dem 1815 der preußische Kreis Recklinghausen hervorging. Das größte Wachstum kam indes ab 1869 durch den Bergbau. Heute ist Recklinghausen vor allem Dienstleistungs-, Einkaufs- und Verwaltungsstadt und hat ein Einzugsgebiet mit rund 600.000 Menschen. Der Name Recklinghausen wird auf der dritten Silbe betont. Die Bewohner Recklinghausens heißen „Recklinghäuser“, das Adjektiv lautet ebenso (Beispiel: Recklinghäuser Rathaus). Die Stadt bezeichnet sich selbst als Ruhrfestspielstadt Recklinghausen.

Räumliche Lage

 

Die Stadt Recklinghausen liegt im nördlichen Ruhrgebiet, im Osten der naturräumlichen Haupteinheit Emscherland. Der flächenmäßig etwas größere nördliche Teil um die Kernstadt, der in etwa durch die Hamm-Osterfelder Bahn separiert wird, liegt auf dem Recklinghauser Lößrücken, dem östlichen Teil des Vestischen Höhenrückens, dessen Kamm die Innenstadt in Form eines nach Süden offenen Halbkreises ergibt. Südlichere Ortsteile liegen im Emschertal nebst Randplatten.

 

Höchste natürliche Erhebung ist der Fritzberg (113 m) im Osten, westnordwestlich der Innenstadt werden an der Stadtgrenze zu Herten um 110 m erreicht. Höchste künstliche Erhebung ist der Mollbeckberg (124 m) im Nordwesten, der niedrigste Punkt des Stadtgebietes liegt an der Karlstraße im Südosten Hochlarmarks bei 43 m ü. NN.

 

Die größte Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt in West-Ost-Richtung 9,5 und in Nord-Süd-Richtung 10,9 km. Der Umfang des Stadtgebietes beträgt 43 km.

Stadtgliederung

Stadtgliederung Recklinghausens

 

Recklinghausen gliedert sich in 18 Stadtteile, die gleichzeitig statistische Bezirke darstellen.[2]

 

Die folgende Tabelle entspricht den Einwohnerzahlen vom 30. September 2015[3]

Ortsteil

 

Bezirk

 

Fläche

[km²]

Einwohner

 

EW

/km²

Lage

in der Stadt

Innenstadt 101 0,355 1.692 4766 nordwestlich der Mitte

Nordviertel 102 2,594 9.045 3487 Norden

Speckhorn/Bockholt 103 10,951 1.423 130 äußerster Nordwesten

Ostviertel 104 5,013 11.326 2259 Osten bis Nordosten

Westviertel 105 1,768 7.155 4047 Nordwesten

Hochlar 106 2,570 4.982 1939 nördlicherer Westen

Paulusviertel 107 2,445 7.563 3093 westlich der Mitte

Stuckenbusch 108 2,800 2.389 853 südlicherer Westen

Hillerheide 109 4,831 6.976 1444 südlich der Mitte

Hillen 110 2,951 9.386 3181 Mitte

Berghausen 111 1,670 408 244 östlich der Mitte

Grullbad 212 2,632 6.387 2427 westlicherer Süden

Süd 213 2,899 12.791 4412 westlicherer Süden

König Ludwig 214 4,043 11.367 2812 Süden

Röllinghausen 215 2,870 4.004 1395 östlicher Süden

Hochlarmark 316 4,145 9.966 2404 äußerster Südwesten

Suderwich 417 10,142 11.574 1141 äußerster (Süd-)Osten

Essel 418 1,752 429 245 Nordosten

 

Rund 50.000 Menschen leben in der erweiterten Kernstadt aus Innenstadt, den vier namentlichen Stadtvierteln, Hillen und Hochlar. In der Südstadt aus Grullbad, Süd und König Ludwig leben 30.000 Menschen, zusammen mit Hochlarmark sind es sogar 40.000.

Historische Zuordnung

Stadtplan der Innenstadt

(→ Legende)

 

Das eigentliche Stadtgebiet Recklinghausens bestand im 19. Jahrhundert aus der Innenstadt, dem dörflichen Stadtteil Hillen und landwirtschaftlich genutzten Gebieten, die in etwa den heutigen Gebieten von Paulus-, West-, Nord- und Ostviertel von Hillen entsprachen. Der Osten ging jedoch nur bis zum Ostcharweg, d. h. die heutige Lohwegsiedlung liegt größtenteils auf altem Esseler bzw. Suderwicher Gebiet. Auch der Nordcharweg, zu dem heute nördlich unmittelbar parallel der Autobahnzubringer nach Oer als nördliche Begrenzung der Kernstadt verläuft, war ein historischer Grenzweg, wenngleich die Recklinghäuser Gemarkung im 19. Jahrhundert darüber hinaus ging; nach Südwesten fortgesetzt wird er durch die unmittelbar zubringerparallele Zeppelinstraße und den Westring, der heute noch Grenzstraße ist. Dieses erweiterte Stadtgebiet wurde schon seit dem Spätmittelalter von einer Ringlandwehr umschlossen, die Hochlar mit einschloss.[4]

 

Neben dem Kerngebiet gehörten auch die Heidelandschaft am heutigen Stadtteil Hillerheide und der sich südlich anschließende, mit Bruchwald bewachsene Bruch unmittelbar nördlich der Emscher zur Stadt. Vom heutigen Stadtteil Hillerheide gehörte das Gebiet um das Stadion Hohenhorst (Auf der Herne) zu Stuckenbusch, während etwas südlicher die Westgrenze der Stadt bis zur heutigen Friedrich-Ebert-Straße reichte. Der frühere Stadtteil Bruch entspricht weitgehend den heutigen Stadtteilen Grullbad, Süd und König Ludwig, jedoch geht das heutige König Ludwig, über die Alte Grenzstraße hinaus, bis in altes Röllinghäuser Gebiet.[5]

 

Erst 1926, mit der Eingemeindung der Gemeinde Suderwich sowie der Aufteilung der Gemeinde Recklinghausen-Land auf die heutigen Städte Herten, Marl, Recklinghausen und Oer-Erkenschwick, erhielt die Stadt ihre heutige Ausdehnung.

 

Heute sind Hochlar, Hillerheide, Hochlarmark und die drei Stadtteile der Kern-Südstadt typische Stadtteile einer größeren Stadt; lediglich Stuckenbusch hat sich von den südlichen und westlichen Stadtteilen einen gewissen dörflichen Charakter erhalten.

 

Im Südosten ist Röllinghausen an die Südstadt bzw. König Ludwig herangewachsen und der neu entstandene Süden Suderwichs südlich der Bahnlinie hat ebenfalls einen städtischen Charakter angenommen. Bauerschaftlich geblieben sind die Randgebiete Suderwichs und Röllinghausens, Berghausen, Essel sowie der gesamte Norden, der heutige Stadtteil Speckhorn/Bockholt. Dabei haben die Kernorte Essel und Speckhorn sehr dörflichen Charakter, während Berghausen und Bockholt sowie die Speckhorner Wohnplätze Beising und Börste eher verstreut besiedelt sind.

Innenstadt

Typische Gasse in der Altstadt

 

An die Innenstadt mit Altstadt, Rathaus (1908), Petruskirche (1247 ff), Engelsburg (1701 ff) und Gymnasium Petrinum (bereits 1421 erwähnt), die durch den Wallring abgegrenzt wird, schließen sich das Paulusviertel im Süden sowie West-, Nord- und Ostviertel an. Auch der ältere Ortsteil Hillen reicht im Südosten bis unmittelbar an die Innenstadt.

Paulus-, West- und Nordviertel

Stadthäuser der Gründerzeit im Westviertel

Siedlungsentwicklung der Weststadt seit 1907

(→ Gleicher Ausschnitt ohne Karte von 2007 (nur aktuelle Siedlungsflächen), → Legende)

 

Im Südosten des nach der Pauluskirche (1906) benannten Paulusviertels stand bis in die 1990er Jahre die Zeche General Blumenthal. Ferner liegen im Viertel die evangelische Gustav-Adolf-Kirche (1847), diverse weiterführende Schulen (u. a. das Hittorf-Gymnasium) und das Prosper-Hospital. Hauptstraße des Bezirks ist die in Ost-West-Richtung Richtung Herten verlaufende Hohenzollernstraße. In Richtung Süden führen Herner Straße und Mühlenstraße nach Herne und Wanne-Eickel.

 

Nordwestlich schließt sich jenseits der Hertener Straße das Westviertel an, in dem in unmittelbarer Innenstadtnähe die Christuskirche (1911) und der Saalbau sowie weiter westlich das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, das Knappschaftskrankenhaus und der Stadtgarten mit Ruhrfestspielhaus und Volkssternwarte liegen. Verkehrsschlagadern sind der Westerholter Weg in Richtung Herten-Westerholt und vor allem die Dorstener Straße in Richtung Marl und Dorsten.

 

Unmittelbar nordöstlich der Cäcilienhöhe, die auch den Stadtgarten begrenzt, schließt sich das Nordviertel mit dem Hauptbahnhof, dem Ehrenmal am Lohtor und dem Marie-Curie-Gymnasium in Innenstadtnähe sowie dem Nordfriedhof im äußersten Norden an. Die zentrale Halterner Straße verbindet die Innenstadt mit dem Norden.

Ostviertel und Hillen

Siedlungsentwicklung der Oststadt seit 1907

(→ Gleicher Ausschnitt ohne Karte von 2007 (nur aktuelle Siedlungsflächen), → Legende)

 

Der Ostteil der Kernstadt mit Ostviertel und Hillen wird durch die Eisenbahntrasse der Bahnstrecke Wanne-Eickel–Hamburg von Nordviertel, Innenstadt und Paulusviertel separiert.

 

Das Ostviertel, dessen Hauptader traditionell die im Westteil heute zu einer reinen Wohnstraße umfunktionierte Dortmunder Straße in Richtung Erkenschwick darstellte, geht nach Nordwesten jenseits vom Oerweg und im Osten bereits nördlich der Dortmunder Straße in ländliche Gebiete über. Von der Innenstadt nach Osten bis Nordosten ziehen sich die Wohngebiete Kuniberg, Hinsberg und Lohwegsiedlung, im Nordwesten des Ortsteils liegt die Lange Wanne. Im äußersten Osten liegt der kleine, z. T. naturnahe Buchenhain Loh.

 

Nach Südosten bilden der August-Schmidt-Ring, heute der Westteil der Landesstraße RE-Erkenschwick, und der Fritzberg (113 m) mit dem alten Wasserturm die Grenze zu Hillen, wobei Fernmelde- und Wasserturm bereits auf Hillener Gemarkung liegen.

 

Hillen war bis ins 19. Jahrhundert der einzige Ortsteil außerhalb der Innenstadt. Auf Hillener Gebiet liegen grenznah zu Ost, von der Innenstadt zum Fritzberg im Nordosten, das Kreishaus, die neugotische Liebfrauenkirche (Anfang 20. Jhd.), die hiesigen Fachbereiche der Westfälischen Hochschule und die Justizakademie des Landes Nordrhein-Westfalen. Im Westen liegt der alte Ortskern Alt-Hillen, östlich davon das Neubaugebiet Quellberg und nordöstlich dessen, am Fritzberg-Südhang, der Ostfriedhof. Der Kernort Hillens wird südwestlich und südöstlich von der Castroper Straße als wichtigster Verkehrsschlagader in Richtung Suderwich und Castrop-Rauxel umgangen.

Hochlar

 

Westlich von Paulus- und Westviertel liegt, jenseits von Westring bzw. A 43, der Ortsteil Hochlar, der nach Westen fast fließend nach Herten(-Disteln) übergeht. Der Ort blickt auf eine lange Tradition im Vest zurück und fand erstmals im 9. Jahrhundert urkundliche Erwähnung als Huch Larhe (gerodeter Hügel). In Hochlar fanden zur Zeit der Inquisition auf dem Segensberg Hexen- und Ketzerverbrennungen statt. Hochlar wird nach Südwesten von der Akkoallee (B 225) passiert, nach Nordwesten führt die Rottstraße, die weiter nördlich zur Bockholter Straße wird.

Speckhorn/Bockholt

 

Im Norden Recklinghausens, an den Stadtgrenzen zu Herten, Marl und Oer-Erkenschwick, wird der sehr ländliche Ortsteil Speckhorn/Bockholt durch den Autobahnzubringer von der A 43 in Richtung Oer vom eigentlichen Stadtgebiet getrennt. Von Westen nach Osten verteilen sich die Siedlungen Bockholt, Beising, Speckhorn und Börste, von denen lediglich Speckhorn Dorfgröße erreicht.

 

Im Norden Bockholts liegt der Verkehrslandeplatz Loemühle. Zentral zwischen Beising und Speckhorn und südlich davon liegen die Freizeitanlagen Mollbeck mit Freibad und Teichen, südlich davon der künstliche Rodelberg Mollbeckberg (124 m). Die Halterner Straße in Richtung Marl-Sinsen und Haltern am See, einst Teil der B 51, teilt den Stadtteil zentral in Süd-Nord-Richtung.[2][6]

Stuckenbusch und Hillerheide

 

Stuckenbusch und Hillerheide, die Bindeglieder der Kernstadt zur Südstadt, sind vom Charakter her sehr unterschiedliche Stadtteile. Die Eisenbahntrasse der Hamm-Osterfelder Bahn trennt sie von der Kernstadt, die der A 2 von Südstadt (bzw. Stuckenbusch von Hochlarmark). Beide Ortsteile werden wiederum durch die A 43 scharf voneinander getrennt.

 

Im alten Dorf Stuckenbusch im kleineren westlichen Segment gab es lange Zeit ein Franziskanerkloster. Östlich wird das Kerndorf, das heute um Neubaugebiete erweitert ist, von der Friedrich-Ebert-Straße tangiert.

 

Östlich der A 43 schließt sich im Westen von Hillerheide die Hohenhorster Heide mit dem Stadion Hohenhorst an, die letzte verbliebene Heidelandschaft, die bereits in der Preußische Uraufnahme um 1840 als Hiller Heide eingezeichnet war. Östlich der Bahnstrecke Wanne-Eickel–Hamburg liegen im Norden die Vestlandhalle nebst Ausstellungsgelände und das Städtisches Hallenbad. Bekannt wurde Hillerheide durch die östlich der Herner Straße gelegene Trabrennbahn Recklinghausen, die aber aufgrund von fehlender Wirtschaftlichkeit und Insolvenz des Betreibers im Jahre 2006 geschlossen wurde. 2010 fand das letzte Rennen statt.[7]

Hochlarmark, Grullbad, Süd und König Ludwig

 

Die eigentliche Südstadt liegt südlich der A 2. Hochlarmark im von der A 43 abgetrennten westlichen Segment hat eine eigene Geschichte als Bauerschaft, während die sich östlich anschließenden, fließend ineinander übergehenden Ortsteile Grullbad, Süd und König Ludwig erst in der zweiten Hälfte des 19. Jh. entstanden.

 

Seit 1884 wurde in Hochlarmark auf Schacht I der Zeche Recklinghausen II Kohle gefördert. 1901 stand die Inbetriebnahme des zweiten Schachtes in Aussicht. Heute zeugen nur noch der Förderturm und das alte Maschinenhaus auf dem Gelände der Zeche Recklinghausen II sowie die infolge des Bergbaus als Wohnkolonie angelegte Dreieck-Siedlung (1901 ff) westlich der zentral in Nord-Süd-Richtung passierenden Westfalenstraße vom einstigen Kohleboom. Unmittelbar westlich steigt die Halde Hoheward auf Hertener Gemarkung bis 152,5 m ü. NN empor. Mit den östlich angrenzenden Ortsteilen und der A 2 ist Hochlarmark, das über einen Stadtteil- und Skaterpark sowie das Veranstaltungshaus Fritz-Husemann-Haus verfügt, über die Theodor-Körner-Straße verbunden.

 

Der Stadtteil Grullbad im Westen der Südstadt im engeren Sinne war einst Kurort mit eigener Solequelle. Diese versiegte jedoch 1867 infolge von Bergabsenkungen und das Kurhaus brannte teilweise ab. Heute ist dort ein Altenheim. Im Südwesten sitzt in dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Zeche Recklinghausen I heute ein Textil-Discounter, nördlich davon liegt der Südbahnhof. Denkmalgeschützt ist die Reitwinkelsiedlung im nördlichen Osten.

 

Östlich grenzt, durch den Hellbach separiert, die Kern-Südstadt an, auf der 1830 noch, von der Walkmühle abgesehen, kein Haus stand. Bis 1904 hieß der Stadtteil noch Bruch. Im Süden des früher durch einen hohen Anteil polnischer Bewohner geprägten Ortsteiles liegt der Stadthafen Recklinghausen, in der Mitte beiderseits der zentralen Bochumer Straße die Einkaufszone und im Westen eine Gesamtschule, Theodor-Heuss-Gymnasium und Bürgerhaus Süd. Zum Ortsteil König Ludwig im Osten führt die Marienstraße mit der Marienkirche (1893), die in ihrem westlichen Abschnitt früher wichtigste Geschäftsstraße von Bruch war.

 

Die Ostgrenze von Süd zum Ortsteil König Ludwig verläuft im Süden quer über den Südfriedhof, in der Mitte unmittelbar westlich von Südbad und Südpark und weiter nördlich etwas westlich des Schimmelsheider Parks. Namensgeber des Ortsteiles war die ehemalige Zeche König Ludwig im Osten, von der noch mehrere über 100 Jahre alte Zechengebäude erhalten sind. In König Ludwig existieren noch viele alte Zechensiedlungen, allein etwa 2000 Bewohner leben in der ECA-Siedlung. Zentral liegt das Veranstaltungshaus Haus König Ludwig. Die Ostgrenze zu Röllinghausen verläuft über die ehemalige Zechenbahn unmittelbar östlich des Zechengeländes.[2][6]

Suderwich

Siedlungsentwicklung der Stadtteile um Suderwich seit 1907

(→ Gleicher Ausschnitt ohne Karte von 2007 (nur aktuelle Siedlungsflächen), → Legende)

Alter Kirchplatz Suderwich

 

Das Dorf Suderwich wurde bereits 1066 als Suderwick erwähnt und ist erst 1926 nach Recklinghausen eingemeindet worden. Jahrhundertelang war es von Horneburg (heute: Stadt Datteln) aus verwaltet worden, während die Gerichtsbarkeit von Recklinghausen ausgegangen war. Ursprünglich bäuerlich geprägt, hatte das Dorf um 1900 einen Wandel durch die Errichtung der heute längst geschlossenen Zeche König Ludwig (Schacht IV/V) im Westen des Ortes erfahren.

 

Die Errichtung der Zeche hatte zu einem zweiten Nebendorf – der Bergbaukolonie Suderwich – südsüdöstlich des Altdorfes und jenseits der Hamm-Osterfelder Bahn geführt. Die Integration zahlreicher Hinzugezogener ins Dorf Suderwich ging nur allmählich vonstatten. Einher mit der Industrialisierung stieg auch die Einwohnerzahl von 652 (1818) über knapp 6.000 (1910) auf heute fast 12.000.

Heute ist Suderwich in der Hauptsache ein Wohnvorort. Der Alte Kirchplatz im Ortszentrum ist zwar noch immer der Veranstaltungsort zahlreicher traditioneller Feste, hat jedoch an Bedeutung verloren.

 

Seit 1904 stellt die neugotische Johanneskirche den – immer noch katholischen – Mittelpunkt des Vorortes dar. Sie stammt vom gleichen Baumeister wie die fast baugleiche Liebfrauenkirche im Ortsteil Hillen, ist jedoch in ihrer Fassade etwas schmuckvoller. Hauptverkehrsader des Ortsteils ist die Henrichenburger Straße in West-Ost-Richtung zwischen Recklinghausen und Henrichenburg, von Norden kommt die Esseler Straße aus Richtung Oer-Erkenschwick.

 

Die in Westsüdwest-Ostnordost-Richtung verlaufende Trasse der Hamm-Osterfelder Bahn teilt Suderwich in das alte Dorf im Norden und den etwa gleich großen, jüngeren Bergarbeiter-Teil im Süden. Der, noch weiter südlich, durch die Südlich der A 2 separierte Süden der Suderwicher Gemarkung ist unbesiedelt. Hier liegt das Waldgebiet Brandheide. Zum Kirchspiel Suderwich gehörten früher auch die Bauerschaften Essel und Röllinghausen;[8] Berghausen, damals eine Enklave der Gemeinde Recklinghausen-Land, bildete mit den genannten Bauerschaften eine Markgenossenschaft (Allmende), bestehend aus der Suderwicher Mark und dem Lohwald.[9]

Essel, Berghausen und Röllinghausen

 

Die Dörfer Essel nordwestlich und Berghausen westlich Suderwichs haben je unter 500 Einwohner und sind bis heute landwirtschaftlich geprägt. Dabei hat Essel eine deutlichere dörfliche Struktur und ist auch etwas von den umgebenden Stadtteilen abgesetzt, während das immer noch bauerschaftlich zerstreut besiedelte Berghausen nach außen unmittelbar in Hillen (W), Röllinghausen (SO) und Suderwich (O) übergeht.

 

Die Esseler Kirche war seit ihrer Gründung eine Zweigstelle von St. Johannes in Suderwich; die dortigen Geistlichen wechselten sich in loser Reihenfolge in beiden Kirchen ab; inzwischen gehören beide zur Pfarrei der Liebfrauenkirche. Die Gemeinde ist auch für den Osten der Lohwegsiedlung im Ostviertel zuständig. Die Esseler Grundschule ist sogar für die gesamte Lohwegsiedlung ab Abzweigung des Lohwegs vom Ostcharweg sowie für das ehemalige Essel-Nord, heute Teil von Groß-Erkenschwick, zuständig und hat somit ihr Einzugsgebiet von vor der Gebietsreform 1926 behalten. Dieses ist insofern bemerkenswert, als vom Beginn des Lohwegs die Schule Luftlinie 1,6 Kilometer entfernt ist, von der Canisiusschule jedoch nur 400 Meter.

 

Der heutige Ortsteil Berghausen stellt im Grunde das Gebiet der alten Hauptwohnplätze sowohl der Bauerschaft Berghausen als auch der Bauerschaft Röllinghausen dar, deren Felder sich nach Süden bis in den heutigen Ortsteil Röllinghausen zogen. Die Kernbauerschaft Berghausen liegt unmittelbar nördlich des Knies der Castroper Straße, die nach Osten in Suderwichstraße umbenannt wird und von Süden die Alte Grenzstraße aufnimmt. Nur knapp einen Kilometer nordöstlich davon liegt der Wohnplatz Röllinghausen, unmittelbar nordwestlich der Kreuzung der Bergstraße mit der Brelohstraße. Dieser Wohnplatz ist bereits auf der Preußischen Erstaufnahme 1 : 25.000, Blatt 4309 Recklinghausen von 1842 erkennbar, auf der Neuaufnahme von 1849 wird er mit Röllinghausen beschriftet, während der südliche Teil, das heutige Röllinghausen, als Bauerschaft Röllinghausen, d. h. mit gesperrter Schrift, gekennzeichnet ist.[10] Mindestens noch bis 1959 hielt das regelmäßig aktualisierte Kartenwerk diese Beschriftung bei.[11]

 

Etwas weniger ländlich ist das größtenteils südlich der A 2 gelegene heutige Röllinghausen. Mehr noch als mit Suderwich ist das einstige Dorf mit dem industriell geprägten König Ludwig, das sich, nur durch die Trasse einer ehemaligen Zechenbahn separiert, südwestlich anschließt, zusammengewachsen.

 

An der Nahtstelle der Ortsteile Suderwich, Berghausen und Röllinghausen befindet sich heute, nördlich der A 2 und zu größeren Teilen auf dem Gebiet der ehemaligen Zeche König Ludwig (Schacht IV/V) sowie daran angrenzend gelegen, ein Gewerbe- und Industriegebiet.[2][6]

Nachbarstädte

 

An die Stadt Recklinghausen grenzen (im Uhrzeigersinn, beginnend im Westen): Herten, Marl, Oer-Erkenschwick, Datteln und Castrop-Rauxel (alle Kreis Recklinghausen) sowie im Süden die kreisfreie Stadt Herne.

Geschichte

Kupferstich von Recklinghausen im 17. Jahrhundert

Mittelalter

 

Recklinghausen wird im Jahr 1017 erstmals als Ricoldinchuson erwähnt.[12] Ab 1150 wurde die Stadt Mittelpunkt eines als Vest Recklinghausen bezeichneten Gerichts- und Verwaltungsbezirks für das gesamte Umland.[13] Das Vest Recklinghausen gehörte bis 1802 zum Kurfürstentum Köln. 1236 erhielt Recklinghausen die vollen Stadtrechte. 1256 besaß die Stadt bereits ein eigenes Rathaus am Markt.

 

Im Jahre 1295/96 gelang es Graf Eberhard II., mit einem Ritterheer die Stadt Recklinghausen zu erobern. Er ließ die Stadtmauer abreißen und die Gräben zuschütten, sodass die Stadt viele Jahrzehnte schutzlos war und dem Erzbischof von Köln nicht als Festung dienen konnte. Später brachte der Erzbischof von Köln Recklinghausen wieder in seinen Besitz und ließ zwischen den Jahren 1344 und 1363 eine neue Stadtmauer errichten.

Frühe Neuzeit

 

Zwischen 1514 und 1706 sind 127 Hexenprozesse aktenkundig. Höhepunkt der Hexenverfolgungen waren die Perioden von 1580 bis 1581 und von 1588 bis 1589, als auch die Truchsessschen Wirren endeten. Trine Plumpe widerstand 1650 der Folter in einem Hexenprozess. Die letzte als Hexe verurteilte Frau war Anna Spiekermann. Sie wurde nach 16 Monaten Haft und Folter 1706 durch das Schwert hingerichtet.

19. Jahrhundert

Karte des Deutschen Reiches 1 : 100.000 des heutigen Recklinghäuser Gebietes Ende des 19. Jahrhunderts;

Suderwich und größere Teile der ehemaligen Gemeinde Recklinghausen-Land kamen erst 1926 zum Stadtgebiet

 

Nach Aufhebung des Kurfürstentums Köln kam das Vest Recklinghausen durch den Reichsdeputationshauptschluss zum Herzogtum Arenberg, 1811 zum Großherzogtum Berg (Arrondissement Essen innerhalb des Ruhrdepartements) und 1814 zum preußischen Zivilgouvernement zwischen Weser und Rhein. 1815 wurde das Vest beim Wiener Kongress endgültig preußisch und der Provinz Westfalen eingegliedert. Recklinghausen bildete eine aus mehreren Gemeinden bestehende Bürgermeisterei und wurde Sitz eines Kreises. 1819 wurde Herten und 1821 Erkenschwick Teil der Bürgermeisterei Recklinghausen. 1836 wurde die Bürgermeisterei in die Stadt Recklinghausen und die Landbürgermeisterei (ab 1844 Amt) Recklinghausen geteilt. Infolgedessen wurde für die Stadt Recklinghausen am 14. Juli 1837 die preußische Revidierte Städteordnung von 1831 eingeführt.[14] Zur Stadt gehörten die Altstadt und die Stadtteile Hillen und Bruch. Das Stadtgebiet enthielt auch in etwa die als Siedlungen noch nicht ausgebildeten Gebiete der vier heutigen Stadtviertel rund um die Innenstadt und die Hillerheide; der damals mit Bruchwald bedeckte Bruch nahm in etwa das Gebiet der heutigen Stadtteile Grullbad, Süd und König Ludwig ein.

 

Zur Landbürgermeisterei gehörten:

 

das Kirchspiel Herten im Südwesten

die Bauerschaften (im Uhrzeigersinn, beginnend im Nordwesten) Lenkerbeck, Löntrop (mit Hüls und Korthausen), Speckhorn (mit Börste und Beising), Bockholt, Scherlebeck, Langenbochum, Ebbelich, Disteln (mit Backum), Hochlar, Stuckenbusch und Hochlarmark westlich sowie (im Uhrzeigersinn, beginnend im Nordosten) Erkenschwick, Essel, Röllinghausen und Berghausen östlich der Kreisstadt

das Kirchspiel Oer mit Alt-Oer sowie den Bauerschaften Sinsen und Siepen im Nordosten

das Kirchspiel Suderwich im Südosten

 

Gebietsreformen

 

1857 schied Herten aus dem Amt Recklinghausen aus und bildete ein eigenes Amt. Am 1. April 1901 schied Recklinghausen aus dem Kreis aus und wurde kreisfreie Stadt, blieb aber weiterhin Sitz des Kreises.

 

Am 1. April 1926 wurde das Amt Recklinghausen aufgehoben. Die Gemeinde Suderwich sowie die Bauerschaften Röllinghausen, Berghausen, Hochlarmark, Stuckenbusch, Hochlar, Bockholt, Speckhorn, Börste und Essel Süd der aufgelösten Gemeinde Recklinghausen-Land (auch Landgemeinde Recklinghausen) wurden nach Recklinghausen eingegliedert.[15]

 

Am 1. Januar 1975 wurde Recklinghausen ohne weiteren Gebietszuwachs im Zuge des Zweiten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen in den vergrößerten Kreis Recklinghausen eingegliedert.

Zweiter Weltkrieg

 

Im Vergleich zu den Nachbarstädten waren die Zerstörungen in Recklinghausen gering: 448 Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt, 517 zu 15–50 % (das heißt: mittelgradig) beschädigt, und 3120 Häuser wurden bis zu 15 % (das heißt: leicht) beschädigt.[16] Die Propsteikirche wurde 1944 stark getroffen, während Rathaus, Gastkirche und Engelsburg nur leicht in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Pauluskirche wurde von zwei Luftminen knapp verfehlt, die mehrere Meter tiefe Krater in die sie beidseitig umschließenden Straßen rissen, am Gebäude selbst aber nur Dach- und Fensterschäden hinterließen. Hauptbetroffen von den Luftangriffen war das Nordviertel. Über 300 Menschen kamen insgesamt durch Bombenabwürfe auf Recklinghausen ums Leben, die meisten am 23. März 1945.[17] Am Ostersonntag, dem 1. April 1945, wurde Recklinghausen von US-Truppen eingenommen. Zur Vorbereitung des Angriffs war Recklinghausen in der Nacht zuvor mit 4000 Artilleriegeschossen eingedeckt worden.[18]

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung von Recklinghausen.svg Einwohnerentwicklung von Recklinghausen - ab 1871.svg

Einwohnerentwicklung von Recklinghausen. Oben ab 1300 bis 2017. Unten ein Ausschnitt ab 1871

 

Im Jahre 1949 überschritt die Stadt Recklinghausen die Grenze von 100.000 Einwohnern, wodurch sie zur Großstadt wurde. 1962 erreichte die Bevölkerungszahl mit 131.569 ihren historischen Höchststand. Ende 2015 lebten in Recklinghausen nach Fortschreibung des Landesbetriebs für Information und Technik Nordrhein-Westfalen (vormals Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen) noch 114.330 Menschen mit Hauptwohnsitz. Damit lag Recklinghausen an 68. Stelle unter den 79 Großstädten Deutschlands.

 

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1833 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen durch die jeweiligen Statistischen Ämter beziehungsweise die Stadtverwaltung. Die Angaben beziehen sich ab 1843 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1843 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Jahr Einwohner

1300 1.050

1520 2.500

1782 2.030

1830 3.135

1. Dezember 1840 ¹ 3.319

3. Dezember 1849 ¹ 3.893

3. Dezember 1855 ¹ 4.066

1. Dezember 1871 ¹ 4.858

1. Dezember 1875 ¹ 6.100

1. Dezember 1880 ¹ 7.296

1. Dezember 1885 ¹ 9.199

1. Dezember 1890 ¹ 14.041

2. Dezember 1895 ¹ 20.644

1. Dezember 1900 ¹ 34.019

1. Dezember 1905 ¹ 44.396

1. Dezember 1910 ¹ 53.701

 

Jahr Einwohner

1. Dezember 1916 ¹ 54.052

5. Dezember 1917 ¹ 53.107

8. Oktober 1919 ¹ 60.626

16. Juni 1925 ¹ 60.352

16. Juni 1933 ¹ 87.411

17. Mai 1939 ¹ 86.313

31. Dezember 1945 86.098

29. Oktober 1946 ¹ 89.787

13. September 1950 ¹ 104.791

25. September 1956 ¹ 123.835

6. Juni 1961 ¹ 130.581

31. Dezember 1965 130.728

27. Mai 1970 ¹ 125.237

30. Juni 1974 123.791

31. Dezember 1975 122.437

31. Dezember 1980 119.418

 

Jahr Einwohner

31. Dezember 1985 117.897

25. Mai 1987 ¹ 119.991

31. Dezember 1990 125.060

31. Dezember 1995 127.216

31. Dezember 2000 124.785

31. Dezember 2005 121.827

31. Dezember 2008 120.059

31. Dezember 2009 119.050

31. Dezember 2010 118.365

31. Dezember 2011 117.672

31. Dezember 2012 115.385

31. Dezember 2013 115.320

31. Dezember 2015 114.330

31. Dezember 2017 113.360

 

¹ Volkszählungsergebnis

Religion

Christentum

 

Katholisch: Recklinghausen gehörte seit dem Hochmittelalter kirchenrechtlich zum Erzbistum Köln und war mit dem gesamten Vest dem Archidiakonat Dortmund unterstellt. Die damit verbundene politische Zugehörigkeit zum Kurfürstentum Köln ist Ursache dafür, dass die Reformation nicht Fuß fassen konnte. Daher blieb Recklinghausen über Jahrhunderte eine katholische Stadt. Nach Auflösung des Archidiakonats Dortmund 1612 bildete das Vest ein besonderes geistiges Kommissariat innerhalb des Erzbistums Köln. Die Kirche St. Peter in Recklinghausen wurde die Mutterkirche für das gesamte Umland. Nach dem Übergang an Preußen (1815) wurden auch die kirchlichen Strukturen neu geregelt. So kam Recklinghausen 1821 zum Bistum Münster und wurde Sitz eines Dekanats, das später in die Dekanate Recklinghausen-Nord und Recklinghausen-Süd aufgeteilt wurde. Heute gibt es das Kreisdekanat Recklinghausen, das aus mehreren Dekanaten besteht. Dazu gehört auch das Dekanat Recklinghausen mit seinen 20 Gemeinden, die z. Zt. in sieben Pfarreien zusammengefasst sind.

Gustav-Adolf-Kirche

 

Evangelisch: Im 19. Jahrhundert zogen auch Protestanten nach Recklinghausen. Sie gründeten in der Mitte des Jahrhunderts ihre eigene Kirchengemeinde und erbauten 1847 in Recklinghausen die erste evangelische Kirche im Vest, die Gustav-Adolf-Kirche. Bis 1873 gehörte die Kirchengemeinde Recklinghausen und ihre Nachbargemeinde Dorsten zum Kirchenkreis Bochum, danach zum neu gebildeten Kirchenkreis Münster. Nachdem die evangelischen Gemeinden Ende des 19. Jahrhunderts stark gewachsen bzw. neue Gemeinden entstanden waren, war eine Teilung des Kirchenkreises Münster notwendig geworden. 1906 entstand der Kirchenkreis Recklinghausen in der Westfälischen Provinzialkirche der Evangelischen Kirche in Preußen, der späteren Evangelischen Kirche von Westfalen. Ihm gehören die sieben Kirchengemeinden der Stadt (Recklinghausen-Altstadt – Andreaskirche, Bruch, Recklinghausen-Hillerheide, Hochlarmark, Johannes-Kirchengemeinde, Philipp-Nicolai-Kirchengemeinde und Suderwich) an, die sich zum "Evangelischen Gemeindeverband Recklinghausen" zusammengeschlossen haben. Darüber hinaus umfasst der Kirchenkreis Recklinghausen die Kirchengemeinden in Herten, Marl, Datteln, Oer-Erkenschwick, Waltrop und Haltern am See.

 

Daneben gibt es in Recklinghausen auch noch verschiedene evangelische Freikirchen, darunter zwei Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden (Baptisten) und Gemeinden der Mennoniten und der Evangelisch-methodistischen Kirche.

 

Ende 2005 lag der Anteil der katholischen Bürger bei 42,9 %, der evangelischen bei 28,2 %. Im Jahre 1989/1990 wurde unter dem Leitwort „Der Weg Gottes mit den Menschen“ die Feier „1200 Jahre Christliche Gemeinde in Recklinghausen“ ökumenisch begangen.

 

Das Hochlarer Krippenspiel wird jährlich vom Verkehrs- und Verschönerungsverein veranstaltet.

 

Weitere: Es befinden sich auch drei Versammlungen (Gemeinden) von Zeugen Jehovas in Recklinghausen. Die Neuapostolische Kirche ist ebenfalls im Ort vertreten.

Islam

 

Inzwischen existieren in Recklinghausen auch mehrere Moscheen. Drei Moscheen werden vom Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ), zwei weitere von Diyanet Türkisch-Islamischen Verein und eine von Milli Görüs betrieben. Außerdem existieren noch weitere islamische Gebetsräume, Kulturvereine und Gemeindezentren.

Judentum

 

Die 1904 errichtete Synagoge wurde am 9./10. November 1938 in der Pogromnacht zerstört und danach abgerissen. 1955 wurde das Jüdische Gemeindehaus (von 1930) um einen Betsaal für die damalige Gemeinde Bochum/Herne/Recklinghausen erweitert. 1997 wurde nebenan der Neubau der heutigen Synagoge für die Jüdische Kultusgemeinde im Kreis Recklinghausen eröffnet. In der alten jüdischen Schule (heute Rabbi-Selig-Auerbach-Haus) unterhält die jüdische Gemeinde ein Begegnungszentrum. Im Keller befindet sich eine Mikwe, ein rituelles jüdisches Tauchbad.

Politik

Still’sche Villa: Sitz des Bürgermeisters

 

An der Spitze Recklinghausens gab es schon seit dem 13. Jahrhundert einen Rat, der aus den zwölf Schöffen bestand, doch verschwand der Begriff Schöffe im 14. Jahrhundert zugunsten der Ratsmänner. Ab 1378 gab es den Bürgermeister und die Räte, die alljährlich am Stephanustag gewählt wurden. Erst 1781 wurde die jährliche Wahl abgeschafft. Danach gab es vier Bürgermeister und vier Beigeordnete. Recklinghausen war Mitglied im Vestischen Landtag, der bis 1808 durch die Stadt Recklinghausen einberufen wurde.

 

Ab 1808 gab es zwei auf fünf Jahre gewählte Bürgermeister, denen ein Sekretär und ein Inspektor zur Seite standen. 1811 wurde die Munizipalverfassung nach französischem Vorbild eingeführt. 1837 trat die Preußische Städteordnung in Kraft. Danach stand ein Bürgermeister an der Spitze der Stadt, der nach Erlangung der Kreisfreiheit den Titel Oberbürgermeister erhielt.

 

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP eingesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmte die Militärregierung der Britischen Besatzungszone einen neuen Oberbürgermeister. 1946 führte sie die Kommunalverfassung nach britischem Vorbild ein. Danach gab es einen von der Bürgerschaft gewählten „Rat der Stadt“, dessen Mitglieder man als „Stadtverordnete“ bezeichnet. Der Rat wählte aus seiner Mitte den ehrenamtlichen Oberbürgermeister als Vorsitzenden und Repräsentanten der Stadt. Des Weiteren wählte der Rat einen hauptamtlichen Oberstadtdirektor als Leiter der Stadtverwaltung. Wegen der Wiedereingliederung der Stadt in den Kreis Recklinghausen trugen die Stadtoberhäupter nach der Pensionierung des amtierenden Oberstadtdirektors im Jahr 1984 die Titel "Bürgermeister" bzw. "Stadtdirektor". 1999 wurde die Doppelspitze in der Stadtverwaltung aufgegeben und erstmals direkt von der Bevölkerung ein hauptamtlicher Bürgermeister gewählt, der Vorsitzender des Rates, Leiter der Stadtverwaltung und Repräsentant der Stadt ist.

Ergebnisse der Kommunalwahlen ab 1975

 

In der Liste[19][20][21][22][23] sind nur die Stimmenanteile der Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die mindestens 1,95 Prozent der Stimmen bei der jeweiligen Wahl erhalten haben.

Jahr SPD CDU Grüne1 UBP Linke FDP WIR

1975 53,1 % 39,8 % 6,1 %

1979 52,0 % 37,7 % 4,6 % 4,8 %

1984 52,5 % 34,0 % 9,7 % 3,3 %

1989 50,5 % 31,4 % 11,8 % 5,1 %

1994 51,6 % 34,2 % 8,3 % 2,6 % 3,4 %

1999 37,5 % 46,7 % 5,9 % 3,8 % 6,0 %

2004 34,5 % 44,0 % 7,8 % 4,3 % 3,0 %

2009 30,7 % 37,5 % 9,1 % 4,0 % 5,62 % 5,61 % 4,5 %

2014 38,0 % 36,4 % 9,6 % 6,8 % 6,0 % 3,2 %

 

1 Grüne: 1979: GWG, 1984 und 1989: Grüne, ab 1994: B’90/Grüne

Rat der Stadt

 

Insgesamt 52 Sitze

 

Linke: 3

SPD: 20

Grüne: 5

FDP: 2

CDU: 19

UBP: 3

 

Nach der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 ergab sich folgende Zusammensetzung des Rates:

SPD CDU Grüne Linke FDP UBP Gesamt

20 Sitze 19 Sitze 5 Sitze 3 Sitze 2 Sitze 3 Sitze 52 Sitze

Siehe auch: Ergebnisse der Kommunalwahlen in Recklinghausen

Oberbürgermeister und Bürgermeister

 

Bürgermeister

 

1809–1833: Alois Joseph Wulff

1833–1839: Peter Banniza

1840–1842: Karl Boelmann

1843–1850: Franz Bracht

1854–1890: Friedrich Hagemann

1890–1899: Alexander Rensing

 

Oberbürgermeister

 

1899–1904: Albert von Bruchhausen (Erster Bürgermeister, ab 1901 Oberbürgermeister)

1904–1919: Peter Heuser

1919–1931: Sulpiz Hamm, Zentrum

1932–1939: Fritz Niemeyer, bis 1933: Zentrum

1939–1945: Fritz Emil Irrgang, NSDAP

1945–1946: Josef Hellermann, CDU

1946–1948: Wilhelm Bitter, CDU

1948–1952: Joseph Dünnebacke, CDU

1952–1972: Heinrich Auge, SPD

1972–1984: Erich Wolfram, SPD

 

Bürgermeister

 

1984–1987: Erich Wolfram, SPD

1987–1998: Jochen Welt, SPD

 

Hauptamtliche Bürgermeister

 

1998–1999: Peter Borggraefe, SPD

1999–2014: Wolfgang Pantförder, CDU

seit 2014: Christoph Tesche, CDU

 

Oberstadtdirektoren und Stadtdirektoren

 

Oberstadtdirektoren

 

1946–1950: Josef Hellermann

1950–1962: Wilhelm Michaelis

1962–1974: Josef Legeland

1974–1984: Lorenz Amely

 

Stadtdirektor

 

1984–1998: Peter Borggraefe

 

Stadtwappen und -flagge

 

Stadtwappen

 

Flagge ohne Wappen auf quergestreiftem grün-goldenen Grund

 

Banner mit Wappen auf längsgestreiftem grün-goldenen Grund

 

Das Wappen der Stadt Recklinghausen zeigt unter einer Mauerkrone vor grünem Hintergrund eine goldene Stadtmauer mit offenem Tor, darin ein aufrechter goldener Schlüssel mit Bart oben, die ein goldenes Kirchengebäude mit spitz bedachtem Hauptturm über Fassadengiebel und Seitentürmen mit Zwiebeln umgibt. Der Schlüssel ist wie im Kreiswappen das Symbol des Hl. Petrus, Stadtpatron und Patron des Kölner Erzbistums, zu dem Vest und Stadt Recklinghausen bis zur Auflösung des Kurfürstentums Köln gehörten. Die Stadtfarben sind grün-gold. Das Wappen wurde der Stadt 1908 von König Wilhelm II. verliehen.

Städtepartnerschaften

 

Recklinghausen unterhält mit folgenden Städten Städtepartnerschaften:[24]

 

Vereinigtes Königreich Preston, seit 1956

Frankreich Douai, seit 1965

Niederlande Dordrecht, seit 1974

Israel Akkon, seit 1978

Deutschland Schmalkalden, Thüringen, seit 1989

Polen Bytom, seit 2000

 

Außerdem existiert eine Patenschaft:

 

Honduras El Progreso, seit 1966

 

Öffentliche Einrichtungen

Amtsgericht an der Reitzensteinstraße

 

In Recklinghausen haben folgende öffentliche Einrichtungen ihren Sitz:

 

Amtsgericht, Reitzensteinstraße

Bundesagentur für Arbeit, Görresstraße

Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe, Kurt-Schumacher-Allee

Feuerwache, Dordrechtring

Justizakademie des Landes Nordrhein-Westfalen, August-Schmidt-Ring

Kreishaus, Kurt-Schumacher-Allee

Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, Leibnizstraße

Polizeipräsidium, Westerholter Weg

 

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Kornbrennerei Boente: seit Gründung 1830 eines der ältesten noch existierenden Unternehmen der Stadt

 

Die Arbeitslosenquote von Recklinghausen lag im November 2018 bei 8,5 %.[25]

 

In Recklinghausen ansässige Unternehmen sind u. a.:

 

Hella KGaA Hueck & Co

Kornbrennerei Boente

Obstsaftkelterei Möller

Runners Point Warenhandelsgesellschaft mbH

Sparkasse Vest Recklinghausen

Westfälischer Wachschutz (WWS)

 

Einzelhandel

 

Recklinghausen gilt als die Einkaufsstadt des Vests. So bietet die weitverzweigte und weitestgehend als Fußgängerzone ausgebaute Innenstadt mit rund 85.000 m2 Verkaufsfläche deutlich mehr Platz für den Einzelhandel als die umliegenden Städte und in etwa genauso viel wie das größere Gelsenkirchen.[26] Gestärkt wurde die Position der Stadt zuletzt durch den Bau des Einkaufszentrums „Palais Vest“ auf dem Löhrhof sowie die überregional werbende Kampagne „Altstadt Recklinghausen – Ruhrgemütlich einkaufen“.

 

Haupteinkaufslagen sind vor allem der Markt, der Holzmarkt, die Große Geldstraße sowie die obere Breite Straße. Die zentrale Einkaufsmeile der Stadt bleibt dabei die Kunibertistraße mit rund 2.500 Passanten pro Stunde. Damit liegt Recklinghausen im bundesweiten Vergleich gleichauf mit Ingolstadt und Potsdam und belegt unter den kleineren Großstädten Platz 33.[27]

 

Der Recklinghäuser Einzelhandel ist sowohl von großen Waren- und Modehäusern, wie z. B. Hettlage und P&C, als auch von inhabergeführten Fachgeschäften geprägt. Darüber hinaus finden sich viele weitere (inter-) national tätige Handels- und Modeketten, darunter auch die Kette „Reserved“, welche in Recklinghausen ihre erste Filiale Westeuropas eröffnete.[28] Die vergleichsweise starke Stellung des Einzelhandels in der Stadt verdeutlicht auch die Einzelhandelszentralität. Während 2014 der Kaufkraftindex je Einwohner mit einem Wert von 95 leicht unterdurchschnittlich war, war die Zentralitätskennziffer mit 118 überdurchschnittlich hoch.[29] Dies bedeutet, dass Recklinghausen durch einen Kaufkraftabzug aus dem Umland eine hohe Handelszentralität aufweisen kann.

Verkehr

Luftverkehr

 

Die Stadt besitzt einen Zugang zum Luftverkehr über den an der Stadtgrenze zu Marl gelegenen Verkehrslandeplatz Marl-Loemühle. Die nächsten Flughäfen mit internationalem Flugverkehr sind Dortmund, Düsseldorf und Münster/Osnabrück.

Schienenverkehr

Empfangshalle des Hauptbahnhofes

 

Seit dem ersten Bahnanschluss im Januar 1870 ist Recklinghausen an das deutsche Schienennetz angebunden. Dabei kreuzen sich im Stadtgebiet die Bahnstrecke Wanne-Eickel-Hamburg sowie die Hamm-Osterfelder Bahn, auf der jedoch seit der Einstellung des Personenverkehrs 1983 lediglich Güterzüge verkehren.

→ Hauptartikel: Recklinghausen Hauptbahnhof

 

Auf der Strecke Wanne-Eickel-Hamburg besitzt Recklinghausen mit der Station „Recklinghausen Süd“ sowie dem Hauptbahnhof zwei Bahnhöfe des Personenverkehrs. Der Bahnhof Süd befindet sich in Hochlarmark und wird nur von Zügen des Nahverkehrs bedient. Der in der Nähe zur Innenstadt gelegene Hauptbahnhof ist hingegen ein bedeutender Knotenpunkt des Regional- sowie regelmäßiger Halt des Fernverkehrs. Hier verkehren neben einigen stark frequentierten Nahverkehrsverbindungen wie unter anderem dem „Rhein-Haard-Express“ auch IC und ICE in Richtung Hamburg/Emden bzw. Köln/Stuttgart.

 

Zudem wurde im Rahmen der Modernisierung und Erweiterung des ÖPNV im Ruhrgebiet eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Hamm-Osterfelder-Bahn beschlossen. Damit würde eine neue S-Bahn-Verbindung zwischen Recklinghausen und Essen entstehen. In diesem Zusammenhang wird auch über die Schaffung eines neuen Haltepunktes auf der Strecke diskutiert, welcher circa auf Höhe des Saatbruchgeländes entstehen würde.

Busverkehr

Europaplatz (Busbahnhof)

 

Der gesamte Straßenpersonennahverkehr wird in Recklinghausen von der „Vestischen“ bedient, welche Stadt und Kreis Recklinghausen mit Bottrop sowie Teilen von Herne, Gelsenkirchen und Essen verbindet. Kreuzungspunkt der meisten Linien im Stadtgebiet ist dabei der vor dem Hauptbahnhof gelegene Busbahnhof am „Europaplatz“, an welchem sich 28 Linien treffen und der mit mehr als 30.000 Fahrgästen täglich ein zentrales Drehkreuz des ÖPNV im Großraum Recklinghausen ist. Da dieser aber aufgrund der steigenden Fahrgastzahlen in seiner Kapazität aus- bzw. überlastet ist, wurden Planungen zum Um- und Ausbau des Areals rund um den Europaplatz gestartet.[30] Für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr gelten die Tarife des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr beziehungsweise tarifraumüberschreitend der NRW-Tarif.

 

Darüber hinaus wird Recklinghausen auch von Fernbussen angefahren, welche an der Große-Perdekamp-Straße nördlich des Hauptbahnhofs halten. Hier bestehen direkte Verbindungen u. a. nach Aachen, Bremen, Oberhausen oder Rostock.

Straßen

Verkehrsnetz der Stadt

 

Recklinghausen ist über die Bundesautobahnen A 2 (Oberhausen–Berlin) und A 43 (Wuppertal–Münster), die sich im Stadtgebiet kreuzen, an das Fernstraßennetz angeschlossen. Ferner beginnt die Bundesstraße 225 im Stadtgebiet, an der Anschlussstelle 11 der BAB 43. Zudem führt eine autobahnähnlich ausgebaute Schnellstraße (L511), welche westlich der Anschlussstelle "Recklinghausen-Nord" (A 43) beginnt, halbkreisförmig um den Norden der Stadt nach Oer-Erkenschwick bzw. nach Herten und besitzt Anschlussstellen an der Halterner Straße sowie am Oerweg.

Herzogswall bei Nacht

 

Der mehrspurige Wallring leitet den Verkehr um die historische Altstadt Recklinghausens herum. Mit seinen vielen Abzweigungen bildet er im Stadtgebiet den Ausgangspunkt für wichtige Ein- und Ausfallstraßen, die inzwischen zu größeren Teilen zu Nebenstraßen zurückgebaut wurden.

Kaiserwall Richtung HBF

 

Wichtigste Umgehungs- und Ausfallstraße in West-Ost-Richtung ist der Straßenzug Akkoallee, Hertener Straße, Hohenzollernstraße, Dordrechtring und August-Schmidt-Ring, der an der Stadtgrenze zu Herten im Westen beginnt und im Osten an der früheren Hauptverkehrsader Dortmunder Straße nah dem Fritzberg endet, noch deutlich im Wohngebiet; eine geplante Weiterführung nach Osten wurde bislang nicht realisiert.

 

Unmittelbar am Übergang der Akkoallee zur Hertener Straße befindet sich die Anschlussstelle Recklinghausen/Herten der A 43. Insgesamt umfasst das Straßennetz der Stadt derzeit rund 900 Straßen mit einer Gesamtlänge von rund 460 Kilometern.

 

Seit dem 1. Januar 2012 ist Recklinghausen Teil einer Umweltzone, welche große Teile des Ruhrgebiets umfasst. Die Zone darf nur noch von Fahrzeugen mit grüner Umweltplakette befahren werden, Autobahnen sind im Ruhrgebiet jedoch von den Bestimmungen der Umweltzone ausgenommen.

Wasserstraßen und Hafen

 

Im Süden der Stadt liegt der Stadthafen Recklinghausen am Rhein-Herne-Kanal.

Medien

 

In Recklinghausen erscheinen zwei Tageszeitungen – die Recklinghäuser Zeitung des Medienhauses Bauer sowie eine Lokalausgabe der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Letztere berichtet unter der Bezeichnung „Unser Vest“ über die Region, da 2006 im Kreis sämtliche Lokalredaktionen geschlossen wurden. Anzeigenblätter sind Stadtspiegel, Kurier zum Sonntag sowie Sonntagsblatt. Auch das ebenfalls zum Medienhaus Bauer gehörende Radio Vest sendet aus Recklinghausen Lokalnachrichten für den Kreis (außer Gladbeck) und übernimmt dabei das Rahmenprogramm von Radio NRW. Mit wm.tv verfügte die Stadt zudem über einen Regionalfernsehsender, dessen Sendezentrale in Bocholt lag. Hier wurde für den Kreis Recklinghausen eine eigene Sendung produziert. Das Format endete im Mai 2014.

 

2007 startete mit dem Webradio „cityREdio“ der Versuch, ein Einkaufsradio zu etablieren. 2014 wurde das Programm eingestellt.

Bildung

 

Die Stadt ist Sitz traditionsreicher Schulen wie dem Gymnasium Petrinum, das auf die 1421 erstmals erwähnte Lateinschule der Stadt zurückgeht und bis heute eine der wenigen Bildungseinrichtungen der Region ist, welche als erste Fremdsprache neben Englisch auch dieses Fach anbietet. Es bestehen weiterhin das 1904 gegründete Hittorf-Gymnasium mit bilingualem Zweig Englisch, seit 1924 das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium mit Französisch, Latein und Spanisch als zweite Fremdsprache, das Marie-Curie-Gymnasium, ursprünglich Städtisches paritätisches Lyceum als Zusammenlegung der 1866 gegründeten Höheren katholischen Töchterschule und der 1881 gegründeten Privaten evangelischen Töchterschule, das als erste Fremdsprache neben Englisch auch Französisch anbietet und schließlich seit 1965 das neusprachlich-naturwissenschaftliche Theodor-Heuss-Gymnasium in Recklinghausen-Süd. Daneben gibt es eine Reihe weiterführender Schulen, wie die Realschule der Maristen-Schulbrüder, die 1914 nach Recklinghausen gekommen waren. Im Gesamtschulbereich sind in Recklinghausen die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule, die Wolfgang-Borchert-Gesamtschule und die Städtische Gesamtschule Suderwich ansässig.

 

In der Stadt befindet sich seit 1995 ein Standort der 1992 als Fachhochschule Gelsenkirchen gegründeten Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen. Der Standort Recklinghausen zählt 2.305 Studierende (Stand: Wintersemester 2016/2017).[31]

 

Die erste Volkshochschule wurde 1919 gegründet.[32]

Sport

Citybasket Recklinghausen

 

Mit rund 500 Mitgliedern ist Citybasket Recklinghausen einer der größten Basketballvereine des Ruhrgebiets. Die erste Herrenmannschaft spielt in der 1. Regionalliga, die erste Damenmannschaft in der Zweiten Bundesliga.

Recklinghausen Chargers

 

Neben diversen Fußballvereinen im gesamten Stadt- und Kreisgebiet gibt es in Recklinghausen seit mehr als 25 Jahren auch einen American-Football-Club. Die Recklinghausen Chargers spielen aktuell (2010) in der zweithöchsten Liga. Ihr Heimstadion ist das Stadion Hohenhorst.

ETG 12/32 Recklinghausen

 

Die Eisenbahner Turngemeinde ETG entstand 1961[33] durch die Fusion der Vereine ETV (Gründungsjahr 1912) und des ETuS (Gründungsjahr 1932). Mittlerweile ist er einer der größten Sportvereine in Recklinghausen mit über 16 Abteilungen und über 1200 Mitgliedern. Die Hauptdisziplinen der Leichtathletikabteilung sind Sprint, Mittelstrecke, Kugelstoßen, Speerwurf, Diskus, Hochsprung, Weitsprung und der Mehrkampf.

 

Seit 2009 trainiert die ETG Recklinghausen im Stadion an der Maybacher Heide.

FC 96 Recklinghausen

 

Der FC 96 Recklinghausen spielt derzeit in der Kreisliga A (Saison 2013/14)[34]. Nachdem er es, damals noch unter dem Namen 1. FC Recklinghausen, zwischenzeitlich bis in die Oberliga geschafft hatte, verschlechterte sich seine wirtschaftliche Lage so sehr, dass der Verein 1996 Konkurs anmeldete. Daraus entstand der heutige FC 96 Recklinghausen, der sich von der Kreisliga bis in die Westfalenliga hocharbeitete, bevor er wieder in die Kreisliga zurückfiel. Das Heimstadion ist, genau wie bei den Chargers, das Stadion Hohenhorst.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 

An Freizeitmöglichkeiten sind der Tierpark und die Westfälische Volkssternwarte mit Planetarium zu nennen. Am Rande der Stadt entsteht das weitläufige Naherholungsgebiet Hoheward – Der Landschaftspark.

 

Recklinghausen verfügt mit den seit 1947 jährlich stattfindenden Ruhrfestspielen über ein kulturelles Ereignis, das weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Für Theaterfreunde bietet Recklinghausen mehrere Tournee-Gastspiele an. Ferner gibt es das Theater im Depot. Die Stadt ist auch Heimat der Neuen Philharmonie Westfalen, des größten der drei Landesorchester in Nordrhein-Westfalen, die zum 1. November 1996 aus dem Philharmonischen Orchester der Stadt Gelsenkirchen (Orchester des Musiktheaters im Revier – MiR) und des Westfälischen Sinfonieorchesters hervorging; Träger sind die Städte Gelsenkirchen und Recklinghausen sowie der Kreis Unna.

 

Ein weiterer kultureller Treffpunkt ist das soziokulturelle Zentrum Altstadtschmiede e.V. Es besteht seit 1975 und ist damit eines der ältesten in Deutschland. Im Angebot sind Jazz- und Blueskonzerte, Kleinkunstveranstaltungen sowie Kinder- und Jugendtheater.

 

Als freie und offene Kulturgruppen, die sich in Recklinghausen engagieren und etabliert haben, seien noch das Theater Gegendruck sowie das Alternative Kulturzentrum erwähnt.

Museen

Das Ikonenmuseum

 

Fördermaschinenhaus – Museum über die Bergbaugeschichte der Stadt auf dem Gelände der ehem. Zeche Recklinghausen II

Ikonen-Museum Recklinghausen – Es ist das bedeutendste Museum ostkirchlicher Kunst in der westlichen Welt.

Postgeschichtliches Museum Recklinghausen – Friedrich Maurmann zeigt die Geschichte der Deutschen Bundespost.

Kunsthalle Recklinghausen

Museum Jerke – Das Privatmuseum in der Krim zeigt ausschließlich moderne polnische Kunst seit den 1920er Jahren. Es ist das erste Museum dieser Art in Deutschland.[35]

Retro Station – Als Nachfolger des Vestischen Museums zeigt die Dauerausstellung an der Hohenzollernstraße die Stadtgeschichte Recklinghausens vom Mittelalter über die Blütezeit im Wilhelminismus bis hin zur Zeitgeschichte. Multimediale Schwerpunkte sind unter anderem der Bergbau sowie die NS-Zeit.

Umspannwerk Recklinghausen ("Museum Strom und Leben") – In Deutschlands größtem Elektrizitätsmuseum, welches in einem denkmalgeschützten Gebäude eines alten Umspannwerks untergebracht ist, wird die Geschichte der Elektrizität dargestellt.

 

Bibliotheken

 

Stadtbücherei – Sachbücher, Romane, aktuelle Filme, Musik, Hörbücher und anderes gibt es in der Hauptstelle der Stadtbücherei am Herzogswall 17 und in der Zweigstelle im Stadtteil Süd (Sauerbruchstr. 4). Außerdem bietet die Bibliothek Medien speziell für Kinder an. Insgesamt sind derzeit ca. 60.000 Medien im Bestand. Durch die Fernleihe und die digitale Bibliothek Digibib kann Material für Facharbeiten, Referate etc. aus anderen Quellen besorgt werden. Die Stadtbücherei ist die Öffentliche Bibliothek Recklinghausens in städtischer Trägerschaft. Seit August 2008 hat die Stadtbücherei eine Internet-Zweigstelle zum Herunterladen von E-Books und anderen E-Medien.

 

Bauwerke

Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Recklinghausen

Stadtbild allgemein

Mix aus Alt und Neu

 

In architektonischer Hinsicht bietet Recklinghausen höchst unterschiedliche Erscheinungsbilder. Während besonders die Altstadt eine hohe Dichte von Baudenkmälern und Gebäuden aus den letzten Jahrhunderten aufweist, prägen außerhalb der Innenstadt Nachkriegsbauten, teilweise im postmodernen Stil, das Stadtbild. Da Recklinghausen das Glück hatte, während des Zweiten Weltkriegs nur leicht bis mittelschwer durch alliierte Luftangriffe beschädigt worden zu sein, konnte die Stadt im Gegensatz zu vielen anderen Städten in der Rhein-Ruhrregion einen Teil ihrer alten Bebauung sowie ihres mittelalterlichen Stadtgrundrisses im Innenstadtbereich retten und bis heute erhalten. Neben einzelnen Bauten mit außergewöhnlicher (historischer) Bedeutung überwiegen im Stadtgebiet eher funktionale Bauten des Wohn- oder Geschäftssektors.

 

In der Umgebung ehemaliger Zechen sind – typisch für das Ruhrgebiet – Kolonien zu finden (zum Beispiel Hiberniastraße, Dreiecksiedlung), welche in ihrem Aussehen und ihrer Bauweise unterschiedlich ausfallen. Darüber hinaus konnten an manchen Zechenstandorten Fördergerüste und Verwaltungsgebäude vor einem Abriss bewahrt werden, sodass diese noch heute als Zeitzeugen der Bergbauepoche der Stadt besichtigt werden können, wie die zwei als Industriedenkmäler erhaltenen Fördergerüste, nämlich ein Stahlkastenstrebengerüst der Zeche Recklinghausen II und ein seltenes Turmgerüst der Zeche General Blumenthal nahe der A 43.

Altstadt

Recklinghäuser Altstadtensemble

„Gravemanns Hof“ (l.) und „Kaufmannshaus Verstege“ (r.)

Alte Apotheke

Fachwerk in der „Krim“

 

In Recklinghausen sind, besonders in der nahezu kreisrunden Altstadt konzentriert, vergleichsweise viele historische, zum Teil aus dem Mittelalter stammende Gebäude ohne große Schäden erhalten geblieben.

 

Der Altstadtmarkt in ihrem Zentrum war seit 1256 Standort der ersten drei Rathäuser.

An der Nord- und Westseite säumen ihn alte Bürgerhäuser mit restaurierten Schmuckfassaden des 18. und 19. Jahrhunderts. Das älteste von ihnen ist das „Haus Albers“, welches um 1776 erbaut wurde und 1883 eine neue Fassade erhielt.

An den übrigen Seiten stehen mehrstöckige Kaufhäuser aus der wilhelminischen Epoche, darunter auch das ehemalige Kaufhaus Althoff von 1910 (heute Karstadt), dem damals größten und modernsten Kaufhaus im Westen des Reiches.

Am Kirchplatz nördlich des Altstadtmarktes stehen

die Propsteikirche St. Peter

sowie unter anderem die 1795 errichtete spätbarocke Turmschule des ehemaligen Franziskanergymnasiums, die seit 1956 das Ikonenmuseum beherbergt.

An der Kunibertistraße stehen die beiden ältesten Häuser der Stadt:

das Ackerbürger- und Fachwerkhaus „Gravemanns Hof“ von 1522. An seiner rechten Traufwand sind Reste eines zweigeschossigen Nachbarhauses mit Geschossbalken erhalten. Das Gebäude wurde auf dem sogenannten Kampgraben erbaut, welcher Teil einer noch viel älteren Hofanlage war.

das „Kaufhaus Verstege“ von 1558, welches aber später im Giebelbereich verändert wurde.[36]

Weitere restaurierte Fachwerkbauten findet man vor allem an der Münsterstraße sowie am Holzmarkt und im Paulsörter – allesamt in der Krim gelegen, dem nördlichsten Altstadtviertel.

In der Breite Straße südlich des Marktes steht die „Alte Apotheke“, ein verputzter Fachwerkbau des Spätbarock mit Frontgiebel und Mansarddach, der vor 1800 entstanden sein dürfte.

Am Herzogswall, dem Nordwestrand der Altstadt gruppieren sich:

ein 200 Meter langes Teilstück der Stadtbefestigung von 1347, bestehend aus der Stadtmauer und zwei Wachtürmen.

die Engelsburg, ein hufeisenförmiger Residenzbau von 1701, der ursprünglich für den kurkölnischen Richter Münch errichtet wurde und heute ein renommiertes 4-Sterne-Hotel beherbergt. Der dreiflügelige Bau umfasst neben dem Hauptgebäude auch den Stephansturm (südlicher Wachturm). Die Engelsburg gilt besonders aufgrund des Innenhofes mit Engelbrunnen und der Inneneinrichtung, hier vor allem der Gartensaal mit barocker Stuckdecke, als prachtvoller Bau der Region und bedeutendstes Profangebäude der Stadt.

das 1905 im Historismus erbaute ehemalige Kreishaus, heute Willy-Brandt-Haus.

 

Historische Bauwerke außerhalb der Altstadt

 

Auch außerhalb der Wälle befinden sich zahlreiche Gebäude von historischer Bedeutung, an erster Stelle das Rathaus am Kaiserwall. Der Bau, von Otto Müller-Jena entworfen und 1908 im Stil der deutschen Neorenaissance erbaut, gilt nicht nur als eines der schönsten Rathäuser der Region, sondern ist zugleich Wahrzeichen der Stadt. Der mächtige Prachtbau besteht aus einem dreigeschossigen Längsbau mit mittig platziertem Uhrturm, Loggien und Balkonen. Das Rathausgebäude aus Eifelkalkstein und Basaltlava zeigt in seinen zeitgemäßen Verzierungen in mehrfacher Weise personifizierte deutsche Geschichte, unter anderem mit Hermann dem Cherusker und Karl dem Großen. In Anspielung auf das Reichstagsgebäude und dessen Architekten Paul Wallot wurde es zuweilen „Recklinghäuser Wallot-Bau“ genannt.[37]

 

Ebenfalls von Otto Müller-Jena stammt die sogenannte „Villa Still“ des Unternehmers Carl Still gegenüber dem Rathaus: ein 1907 errichteter und heute denkmalgeschützter Verwaltungsbau mit in Sandstein gekleideter Schmuckfassade. Weitere sehenswerte Gebäude im Stadtgebiet sind die ehemalige Königlich-Preußische Bergwerksdirektion am Elper Weg, das kürzlich renovierte und restaurierte Amtsgericht an der Reitzensteinstraße, der streng symmetrische Bau des Polizeipräsidiums im Stil des Backsteinexpressionismus (1926) sowie das schlossähnliche und mit Prachtfassade versehene Gebäude des ehemaligen Knappschaftskrankenhauses von 1904 (heute AOK-Sitz; beide Westerholter Weg).

 

Stadtmauer und Stephansturm

 

Innenhof der Engelsburg

 

Ehemaliges Knappschafts-Krankenhaus.

 

Willy-Brandt-Haus von 1905

 

Moderne Bauten

 

Ruhrfestspielhaus

 

Palais Vest

 

Moderne Architektur: Das "Rondell"

 

Museum Jerke

 

Obwohl gerade im Innenstadtbereich Bauwerke mit historischer Architektur für das Stadtbild prägend sind, wurden in Recklinghausen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zahlreiche Gebäude errichtet, welche das Attribut „modern“ verdienen. So auch in der Innenstadt, wo an manchen Stellen bei Sanierungs- und Neubaumaßnahmen die ehemalige eher kleinteilige Bebauung durch neue funktionale Flachbauten ersetzt wurde, so etwa an der Schaumburgstraße oder am Löhrhof. Dadurch entstand der für die Innenstadt heute typische Mix aus Alt und Neu, sodass in manchen Straßenzügen gründerzeitliche Schmuckfassaden neben modernen Glasfronten aus dem 21. Jahrhundert stehen.

 

Ein Haus mit besondere Bedeutung für die Stadt ist das Ruhrfestspielhaus auf dem „grünen Hügel“ am Stadtgarten. Das aus dem Jahre 1965 stammende Gebäude präsentiert sich als Teil der Bauhaus-Architektur und erhielt bei einer großen Renovierung kurz vor der Jahrtausendwende seinen heute charakteristischen Glasvorbau. Es ist dabei seit seiner Eröffnung nicht nur Hauptaustragungsort der Ruhrfestspiele, sondern zugleich auch Flaggschiff unter den Recklinghäuser Kongress- und Veranstaltungszentren.

 

Nur wenige Jahre älter ist der Hauptbahnhof (1962) am Europaplatz. Herausragendes Merkmal seiner im Vergleich eher nüchtern wirkenden Architektur ist neben der großen fast vollständig verglasten Längsfront der Uhrturm. Ebenfalls ein typischer Vertreter seiner Zeit ist das Kreishaus am August-Schmit-Ring. Der meist rechtwinkelig angelegte und mit mehreren Innenhöfen versehene Verwaltungsbau präsentiert sich, sowohl innen als auch außen, ganz im Zeichen der 1970er-Jahre-Architektur. Das größte Bauprojekt seit Kriegsende in der Recklinghäuser Innenstadt ist das „Palais Vest“, ein 2014 eröffnetes Einkaufszentrum auf dem Löhrhof. Der dreigeschossige Beton- und Stahlbau soll durch seine strenge und zum Teil kubische Architektur an einen Palast erinnern. Ebenfalls zu modernen Stahl- und Glasgebäuden dürfen die drei Schul- und Verwaltungsbauten auf dem Campus Blumenthal (2008) an der Ludwig-Erhardt-Allee gezählt werden, in denen heute verschiedene Berufskollegs untergebracht sind.

 

Ebenfalls erwähnenswert ist, dass in Recklinghausen – im Gegensatz zu anderen Großstädten der Region – bisher kaum stadtbildprägende Hochhäuser gebaut wurden. Neben vereinzelten Wohnhochbauten im Ostviertel, ist der elfgeschossige Sparkassenturm aus den 1960er-Jahren am Herzogswall nach der Sprengung des Löhrhofturms das einzige noch verbleibende Hochhaus im Innenstadtbereich. Aus diesem Grund prägen das Rathaus und die zahlreichen Kirchtürme (St. Peter: 73 m, Pauluskirche: 69 m, Liebfrauenkirche: 75 m) auch weiterhin die Recklinghäuser „Skyline“.

Skyline von Richtung Osten (Fritzberg); hervorstechend von links nach rechts das Prosperkrankenhaus, die Pauluskirche, das Rathaus, die Zwiebel des Petruskirchturms (im rechten Vordergrund der Halde Scholven) und, ganz rechts, das Knappschaftskrankenhaus. Die Liebfrauenkirche schlösse sich unmittelbar links des Ausschnitts an.

Skulpturen

Kirkeby-Skulptur am Lohtor

Brunnen „Bürger tragen ihre Stadt“

 

In Recklinghausen gibt es zahlreiche Skulpturen und Kunstobjekte im öffentlichen Raum, weshalb nachfolgend nur die wichtigsten aufgeführt werden.

 

Die Skulptur des dänischen Künstlers Per Kirkeby aus dem Jahre 1996 vor dem Kriegsehrenmal am Lohtor am Rande der Innenstadt ist ein 26 m langes und 6 m hohes Bauwerk und besteht aus etwa 30.000 Ziegelsteinen; sie bildet mit diesen sechs große und sieben kleine Bögen und ist in den Gehweg integriert. Ähnlich bekannt ist Heinrich Brockmeiers Skulptur „Bürger tragen ihre Stadt“ auf dem Rathausplatz. Sie besteht aus drei Figuren, welche das Rathaus, die Kirche St. Peter sowie einen Förderturm als Wahrzeichen der Stadt tragen. Die gesamte Skulptur ist dabei wiederum Teil eines Brunnens und wurde zur 750-Jahr-Feier Recklinghausens ins Stadtbild integriert. Weitere Kunstobjekte sind die „Stadtkuppel“ (2013) von Danuta Karsten am Tiefen Pfad, eine Kuppelkonstruktion aus Stahlprofilen, welche die Altstadtgassen als Kartografie darstellt, und der „Hasentempel“ (2015) von Leiko Ikemura, eine vier Meter hohe Skulptur eines Mischwesens zwischen Haase und Mensch am Europaplatz.

 

In geschichtlicher Hinsicht von ganz besonderer Bedeutung ist zum einen das „Denkmal für die jüdischen Opfer des Faschismus in Recklinghausen“ (auch bekannt unter „Das Ganze und die Teile“) (1990) von Timm Ulrichs am Westerholter Weg. Das Denkmal, bestehend aus zwei schwarzen Granithalbkugeln, welche sich gegenüber stehen und in denen jeweils „Recklinghausen“ und „Jerusalem“ sowie deren Koordinaten eingemeißelt sind, soll an die Opfer des Holocaust sowie die unweit abgebrannte Synagoge erinnern.

 

Das Mahnmal „Deutschland ist unteilbar“ (1960) von Heinz Ridder besteht aus zwei Betonblöcken, welche das geteilte Deutschland symbolisieren sollen und nur vereinzelt über Stahlstreben miteinander verbunden sind. Es trägt als Inschriften Städtenamen wie Köln, München und Hamburg (für den westlichen Teil), Berlin, Dresden und Königsberg (für den östlichen) sowie „Deutschland ist unteilbar“. Die Skulptur steht am Rande des Kirchplatzes von Sankt Peter.

 

Im Jahre 1965 wurde – in der Öffentlichkeit zunächst umstritten – vor dem neu errichteten Haus der Ruhrfestspiele ein Bronzeabguss der Skulptur Große Liegende No. 5 von Henry Moore aufgestellt.

 

Mahnmal „Unteilbares Deutschland“

 

Ritterfigur am Rathausportal

 

Skulptur vor dem Ruhrfestspielhaus

 

Siehe auch: Liste von Kunstwerken im öffentlichen Raum in Recklinghausen

Kirchen

Sankt Peter

Gymnasialkirche

 

In Recklinghausen existieren zahlreiche Kirchengebäude. Daher werden hier nur die bedeutendsten Kirchen aufgezählt:

 

Propsteikirche St. Peter: Die älteste Kirche von Stadt und Vest Recklinghausen ist die Kirche St. Peter, nördlich des Marktes in der Altstadt gelegen. Das Gotteshaus steht vermutlich wie seine zwei Vorgängerbauten auf dem Platz eines ehemaligen karolingischen Königshofes und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Ursprünglich spätromanisch, wurde es später im gotischen Stil erweitert und beherbergt mit dem spätgotischen Sakramentshäuschen, dem kriegszerstörten Christuskorpus sowie dem barocken Hochaltar gleich mehrere Sehenswürdigkeiten.

 

Gymnasialkirche: An der Steinstraße (Altstadt) gelegen und heute mit dem Gymnasium Petrinum verbunden, wurde der Bau von ca. 1658 als Ordenskirche der Jungfrau Maria geweiht. Der Saalbau war seit seiner Fertigstellung Teil des Recklinghäuser Franziskanerklosters und wurde zuletzt im 19. Jahrhundert im klassizistischen Stil erweitert.

 

Gastkirche: Die Gastkirche (früher: Gasthaus zum Heiligen Geist) ist eine der drei Kirchen innerhalb der Wälle und zugleich die kleinste katholische Kirche der Stadt. Der Kirche ist etwa um 1403 erbaut worden, entstand aus einem Armenhaus oder Spital und wird noch heute gelegentlich „Heilig-Geist-Kirche“ genannt. Besonders sehenswert sind die Altarblöcke aus dem frühen 15. Jahrhundert.

 

Gustav-Adolf-Kirche: Der älteste protestantische Gottesbau im Vest Recklinghausen stammt aus dem Jahre 1847 und liegt unweit des Viehtors am Rande der Innenstadt. Der erst 2003 renovierte Bau bietet 200 Menschen Platz und enthält sehenswerte Chorfenster des renommierten Glaskünstlers Hans Gottfried von Stockhausen.

 

Christuskirche: Die größte protestantische Kirche Recklinghausens liegt in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt und wurde in den Jahren 1909 bis 1911 nach dem Entwurf von Arno Eugen Fritsche als evangelisches Pendant zu St. Peter errichtet. Der denkmalgeschützte Bau, der im Grundriss einem griechischen Kreuz ähnelt und in seiner Gestaltungsform eher selten in Westfalen anzutreffen ist, enthält in der Architektur Elemente des Landhaus- und Jugendstils.[38]

 

Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden im Stil der Neugotik die katholischen Kirchenbauten Liebfrauen in Hillen (1902–1903), St. Johannes in Suderwich (1904) und St. Marien in Recklinghausen-Süd (1893) errichtet. Später entstanden noch weitere Kirchenbauten in moderner Bauweise, z. B. St. Markus im Westviertel (1965–1966 nach dem Entwurf von Hans Schilling).